Du bist gerade dabei ein Online-Angebot zu planen, um Lernenden flexibles, innovatives Lernen zu ermöglichen?
Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Im Internet findest du viele Begriffe und Arten zu digitalen Lernangeboten. Doch was steckt dahinter? Welcher Online-Kurs bzw. Online-Lernangebot ist für was geeignet?
Und nach welchen Angeboten schauen die Kunden? Ich habe immer wieder erlebt, dass die Begriffe nicht klar sind. Jeder versteht etwas anderes darunter: Online-Kurs, Online-Workshop, Live-Online-Kurs, Blended Learning, Microlearning, Videotraining oder WBT? Was steckt dahinter?
Um hier als Produzent für dein Angebot, die optimale Entscheidung zu treffen, musst du wissen:
In diesem Artikel bekommst du einen Überblick zu den verschiedenen Typen von Online-Kursen und digitalen Lernangeboten und erfährst, welche Vor- und Nachteile sie haben. Am Ende findest du eine Tabelle als Entscheidungshilfe, damit du das passende Angebot für dich und deine Kunden auswählen kannst.
Beginnen wir mit den Begriffen. Die Unterschiede zwischen den Lernangeboten liegen im Einsatz der digitalen Medien, die Art der Kommunikation und ob sie mit oder ohne Begleitung sind und wie sie kombiniert werden.
umfasst alle Formen von Lernen, bei denen elektronische oder digitale Medien zum Einsatz kommen. E-Learning ist somit der Oberbegriff für viele unterschiedlichen Lernmethoden.
ist eine Kombination von analogen (Lernen vor Ort) und digitalen Lernangeboten. Dabei werden die Inhalte sinnvoll aufgeteilt. Das theoretische Wissen wird im Online-Kurs vermittelt. Im Präsenzkurs erfolgt der Praxistransfer mit Übungen.
ist die Aufteilung des gesamten Inhalts eines Themas in kleine, gut verdauliche Lernhäppchen. Damit soll eine Überforderung vermieden werden und die Teilnehmer lernen immer wieder zwischendurch, wann es für sie gerade passt.
Die Lerninhalte werden häufig in Form von Videos, Podcasts, E-Mail Impulse vermittelt. Wichtig ist, die Optimierung für mobile Endgeräte.
besteht meist vollständig aus einem oder mehreren Lernvideos. Das Lernen erfolgt im eigenen Tempo und ortsunabhängig. Videos ermöglichen komplexe Lerninhalte zu vermitteln, da der Teilnehmende diese beliebig oft wiederholen kann.
Lerninhalte werden auf einer Lernplattform oder einem Programm über das Internet bereitgestellt. Am Ende einer Lektion erfolgt meist die Überprüfung der Lerninhalte mit Testfragen, Quizz, etc.
Ein WBT ist inhaltlich abgeschlossen, ist asynchron und hat keine begleitenden Anteile. Diese Form wird häufig in Firmentrainings eingesetzt mit Pflichtfortbildungen oder auch zum Onboarding.
Lernplattformen, wie Linkedin Learning, Udemy, Skillshare und Coursera stellen ihre Plattform zu Verfügung, um die fertigen Online-Kurse für Kunden zu präsentieren. Je nach Plattform gibt es die Möglichkeit Aufgabenmodule oder Kommunikationsformen mit anzubieten.
Ein Onlinekurs ist ein Lehrgang von unterschiedlicher Dauer, in dem mit verschiedenen Methoden über digitale Medien, Wissen und/oder Fertigkeiten zu einem bestimmten Thema vermittelt werden. Je nach Art der Medien und der Begleitung leiten sich daraus weitere Kursangebote ab.
ist ein Vortrag vor einer virtuellen Teilnehmergruppe. Das Webinar erfolgt live und kann dann als Aufzeichnung online zur Verfügung gestellt werden.
Wie der Name schon sagt, wird in einem Workshop etwas aktiv be- oder erarbeitet. Der Online-Workshop findet zu einer festen Zeit statt und kann mit anderen Online-Lernangeboten kombiniert werden.
Zu festen Terminen treffen sich die Teilnehmenden in Online-Veranstaltungen. Ziel und Sinn der Treffen können sein:
ist ursprünglich ein Trainingslager und eine Form des körperlichen Trainings. Der Begriff wird inzwischen häufig verwendet für intensive Workshops mit Trainingscharakter, bei dem die Teilnehmenden in kurzer Zeit möglichst viel zu einem Thema erfahren und umsetzen sollen.
Es geht darum nicht nur Wissen zu einem Thema zu haben, sondern in die Umsetzung zu kommen. Bootcamps sind somit intensivere Online-Workshops mit Übungen und individueller Begleitung. Am Ende des Bootcamps sollte ein messbares Ergebnis stehen.
Abläufe und Situation können mit einer speziellen, digitalen Brille in Echtzeit geübt werden. Die Teilnehmenden können das Geschehen durch ihre Handlungen aktiv beeinflussen.
Virtual Reality wird bereits in größeren Unternehmen zur Übung und Training bestimmter Fertigkeiten oder das richtige Reagieren in gefährlichen Situationen eingesetzt. Es erfordert die entsprechende Technik und das Wissen über den Umgang damit. Diese Art des Lernens wird zukünftig eine immer größere Rolle einnehmen.
Personen mit gleichen Zielen oder Interessen treffen sich über ein Informations- oder Kommunikationssystem z.B. um eine gemeinsame Wissensbasis aufzubauen oder gezielt an einem Thema zu arbeiten.
Jeder kann sein Wissen einbringen und wird durch die Community ergänzt und erweitert. Gute Learning Communties berücksichtigen 4 Erfolgsfaktoren:
Eine weitere Möglichkeit der Unterscheidung der Lernangebote erfolgt durch die Art der Begleitung und Kommunikation.
Der größte Unterschied zwischen beiden Lernformen findet sich in der Art der Kommunikation zwischen Teilnehmern und Trainern.
Beim synchronen Lernen findet das Lernen zur gleichen Zeit mit allen gemeinsam statt.
Das kann sowohl ein Präsenztraining in einem echten Raum, als auch eine Videokonferenz einem virtuellen (Online-)Raum sein.
Vorteil: Wenn Fragen aufkommen, können die Teilnehmer diese direkt stellen.
Beim asynchronen Lernen gibt es keine festen Lernzeiten. Die Kommunikation und Interaktion finden zeitversetzt statt. Der Teilnehmer kann also zeitunabhängig lernen, wenn die benötigten Lehrmaterialien online oder offline verfügbar sind.
Vorteil: Deine Teilnehmer können ihr Lerntempo selbst bestimmen und Lerninhalte beliebig oft wiederholen.
Sowohl synchrones als auch asynchrones Lernen hat Vorteile: Asynchrone Lernformen werden vor allem von Nutzern bevorzugt, die sich in Präsenzkursen unter Druck gesetzt fühlen und mehr Zeit für die Reflexion und Ausarbeitung von Lerninhalten benötigen. Synchrones Lernen hingegen fördert den aktiven Austausch und regt zur Diskussion der besprochenen Themen an.
Wie du siehst, gibt es für beide Lernformen unterschiedliche Methoden. Das bedeutet jedoch nicht, dass du dich auf eine Lernform festlegen musst.
Mit Blended Learning Angeboten, der Kombination aus Präsenz und E-Learning – kannst du synchrone und asynchrone Lernmethoden kombinieren. Besonders beliebt ist es, Präsenzveranstaltungen durch Online-Kurse zu begleiten.
Online lernen die Teilnehmer asynchron (also ganz selbstgesteuert), während sie im synchronen Präsenzteil Fragen stellen und Übungen für den Praxistransfer machen. Durch die Wiederholung und Anwendung auf zwei Wegen wird das neue Wissen besser im Gedächtnis verankert – und der Lerneffekt steigt!
Vielleicht hast du dir inzwischen die Frage gestellt, wo und wie du deinen Online-Kurs platzieren sollst? Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich dir kurz vorstelle.
Was ist eine Lernplattform und was ist ein LMS? Wofür werden sie für digitale Lernangebote gebraucht?
Lernplattformen und LMS werden genutzt, um digitale Lernangebote zu erstellen, zu organisieren und zu überwachen, beispielsweise für Online-Kurse oder E-Learning-Programme.
Eine Lernplattform ist eine digitale Plattform, auf der du deine digitalen Lernangeboten deinen Kunden bereitstellen kannst. Es gibt eine Vielzahl von Plattformen, die sich in der Art der Nutzung und den Kosten unterscheiden.
Beispiele von Lernplattformen sind Moodle, Coursera, Udemy, Skillshare, LinkedIn Learning, und Teachable.
Lernplattformen können je nach Nutzung und Anforderung unterschieden werden.
Es gibt kostenpflichtige Plattformen, wie elopage, Teachable und Couchy. Bei Open-Source Lösungen entstehen bei deren Nutzung keine Lizenzkosten, wie z.B. youtube, Moodle, Google oder WordPress (hier können je nach Plugin und Art der Nutzung Kosten entstehen).
Nicht jede Plattform hat die Möglichkeit mit den Teilnehmenden in Kontakt zu treten. In Moodle z.B. gibt es viele Möglichkeiten wie Chat, Foren, virtuellen Räumen mit den Teilnehmenden zu kommunizieren oder etwas zu bearbeiten. Das können bisher leider immer noch nur wenige Plattformen. Oft muss man daher auf verschiedene Tools zugreifen und sich seinen eigenen Mix erstellen.
Die Wahl der Begleitung hängt von den Zielen des Kurses und den Bedürfnissen der Teilnehmer ab.
Nicht jede Plattform ist für jede Content Art geeignet. Das ist abhängig von den Contentformaten.
Je nach Content hast du die Wahl zwischen verschiedenen Plattformen. Möchtest du nur Videos anbieten, dann kannst du das über elopage, Vimeo, Linkedin Learning, Udemy etc. tun. Du stellst dein fertiges Video dort ein, dein Kunde kauft den Kurs, bekommt einen Zugangslink und kann dann den Kurs absolvieren.
Manche Plattformen haben ein integriertes Autorentool (Tools zur Erstellung von Online-Kursen), wie z.B Articulate Storryline oder Rise oder Ispring. Wenn du nur wenige Kurse anbieten möchtest, ist die Arbeit mit einem Autorentool allerdings sehr kostenintensiv und es braucht auch eine längere Einarbeitung. Außerdem können die Formate (SCORM) nicht in jede Plattform eingestellt oder abgerufen werden.
Die Lernziele und die Bedürfnisse und Anforderungen deiner Kunden zu kennen ist eine wichtige Voraussetzung, um deinen Online-Kurs zu planen, um dann die Art der Lernform festzulegen und anschließenddie passende Lernplattform auszuwählen.
Wie und wann trittst du mit den Teilnehmenden in Kontakt? Soll dein Lernangebot synchron oder asynchron sein? Gibt es Aufgaben zu bearbeiten? Erfolgt die Bearbeitung alleine oder in der Gruppe? Diese Fragen sollten zu Beginn geklärt werden, denn davon hängt die Auswahl der Lernplattform ab.
Weitere Überlegungen sind, ob der Lernende von Anfang auf alle Inhalte Zugriff hat oder ob diese erst nach der jeweiligen Bearbeitung freigeschaltet werden. Sollen spielerische Elemente eingesetzt werden?
All diese Fragen sind notwendig, um die passende Lernplattform auszuwählen.
Ein Learning-Management-System (LMS) ist eine spezialisierte Art von Lernplattform, die zusätzlich Funktionen zur Verwaltung von Lernenden, Kursen und Prüfungen bietet.
In vielen LMS sind alle Abläufe von der Anmeldung bis zur Zertifikatserstellung integriert. Außerdem bieten sie die Möglichkeit der Archivierung, der Kursauswertungen und Fortschritte, Statistiken, Wiederholungen, Nutzungen der Materialien in verschiedenen Kursen und vieles mehr.
Beispiele von LMS sind Moodle, LXT, Ilias und Canvas.
Es ist wichtig zu beachten, dass einige Plattformen sowohl als Lernplattform als auch als LMS fungieren können, während andere speziell für eine dieser Funktionen ausgelegt sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahl der richtigen Plattform, Begleitung und Lernform entscheidend für den Erfolg eines Online-Kursangebots ist. Darum solltest du die Bedürfnisse und Erwartungen der Teilnehmer zu kennen, um ein Angebot zu erstellen, das den Anforderungen entspricht.
Jetzt kannst du fast mit der Planung deines Kurses beginnen. Fehlt nur noch eins. Was ist denn nun das Richtige für deinen Kurs? Wie kommst du zu einer passenden Entscheidung?
Die Antwort ist abhängig davon, was du mit dem Kurs erreichen möchtest. Was soll sich durch dein Lernangebot für deine Kunden verändern? Warum kaufen deine Kunden deinen Kurs? Welches Problem möchte er lösen?
Willst du “nur” Wissen vermitteln? Dann sind Videoanleitungen, Texte und Kombinationen mit einem Workbook meist schon ausreichend.
Sollen neue Fähigkeiten und Kompetenzen aufgebaut werden, braucht es zum Wissen noch die Übung und im Idealfall den Praxistransfer.
Sollen deine Kunden ein neues Verhalten erlernen oder eine neue Haltung zu etwas bekommen, dann wird das Lernangebot komplexer. Sie brauchen dazu das Wissen, die Übung und die Reflexion. In der Regel ist das auch ein längerer Prozess mit Begleitung in Form von Community, Coaching etc.
Deine Zeit und die Zeit der Kunden
Wie lange soll eine einzelne Veranstaltung sein? Wie oft? Generell gilt für Online-Formate: Mehr und weniger. Vor dem Bildschirm sinkt die Aufmerksamkeit schneller als im persönlichen Kontakt. Deshalb empfiehlt es sich, kürzere Einheiten zu planen (siehe Tabelle).
Mit wieviel Teilnehmende möchtest du in einer Gruppe arbeiten? Wie viel Erfahrung hast du mit Gruppenmoderation. Sind es mehr als 25 Personen, kann es hilfreich sein, einen zweiten Moderator mit einzuplanen.
Womit? Die notwendigen Tools klären
Du solltest dich mit den ausgewählten Tools sicher fühlen. Zu berücksichtigen sind die Kosten, der Datenschutz, die Usabilty und dass sie zu den Lehr- und Lernzielen passen. Außerdem immer berücksichtigen, welche Vorkenntnisse die Teilnehmenden haben. Es kann anstrengend sein, wenn diese mit den Tools überfordert sind und sich deshalb nicht auf den Inhalt konzentrieren können und du ständig supporten musst.
Um ein erfolgreiches Online-Kursangebot zu erstellen, ist es wichtig, die richtige Plattform zu wählen. Es gibt verschiedene Lernplattformen und Learning Content Managementsysteme (LCMS), die je nach Anforderungen des Kurses passen. Es lohnt sich auch, die Art der Lernform (synchron oder asynchron) und die Art der Begleitung (Workshop, Seminar, Webinar) genau zu überlegen. Es ist wichtig, die Erwartungen und Bedürfnisse der Teilnehmer zu kennen und ein passendes Angebot zu erstellen, das den Anforderungen entspricht.
Michael Kerres: Mediendidaktik
Bilder und Tabelle von Katja Müller
https://learninglab.uni-due.de/begleitweb/didaktikcheck3 wichtige Online-Kursarten im Überblick: Welcher passt zu dir und deinen Kunden?
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